Am 15. April ehrte der Geschäftsführer der NBU, Karsten Behr, das Projekt „Kartoffelspuren – Vielfalt neu entdecken“ von HelpAge Deutschland e.V. als Projekt des Monats April. Die Stiftung möchte als Förderer mittels der Auszeichnung des im Landkreis Osnabrück über drei Jahre laufenden Projektes den spannenden Projektansatz hervorheben und bekannt machen. HelpAge hat für Erwachsene Vorträge und Aktionswochen angeboten, aber auch lokale Restaurants und Mensen eingebunden, die sich an regionalen Kartoffelwochen beteiligten.
Dabei wurden Gerichte angeboten, welche aus seltenen oder eher exotischen Kartoffelsorten zubereitet werden. Für viel Aufmerksamkeit hat auch die Einbeziehung lokaler Prominenz gesorgt. So zeigte zum Beispiel der Drei-Sterne-Koch Thomas Bühner bei einer Koch-Aktion was sich alles aus den Erdäpfeln zaubern lässt.
HelpAge hat auch mehreren tausend Schülern unterschiedlichen Alters das Erlebnis von Kartoffelernten und der Zubereitung dieses aus dem Andengebiet stammenden Wurzelgemüses geboten. Auf vielen Schularealen im Osnabrücker Raum wurden mit Schülern eher seltene oder alte Kartoffelsorten gepflanzt. Bei diesen Aktionen erhielten die Schüler Unterstützung von peruanischen Bauern. Diese führten parallel zu den Osnabrücker Aktivitäten ebenfalls ein Projekt zum Erhalt und zur Verbreitung der Kartoffelvielfalt in ihrer Heimat durch. Für zwei Wochen kamen Sie nach Niedersachsen, tauschten sich mit örtlichen Akteuren aus und gaben ihr Wissen zu erosionsmindernden Bepflanzungsformen und der Vermehrung der Kartoffeln weiter.
Schließlich stammt die Kartoffel aus dem Andenraum, wo etwa 3.000 Sorten vorkommen. Doch diese Vielfalt ist in Peru und Niedersachsen gleichermaßen gefährdet. Der Anspruch an runde Formen, bestimmte Größen, Geschmacksrichtungen und Farben hat zu einer Selektion der Sorten geführt. Alle nicht ins Schema passenden Sorten werden seltener angebaut sowie weniger häufig vermehrt; und auch das Wissen um den richtigen Umgang mit den unterschiedlichen Sorten geht langsam verloren.
Lutz Hethey, einer der Geschäftsführer von HelpAge Deutschland, sieht Niedersachsen in der Frage der Sortenvielfalt der Kartoffel eine zentrale Rolle zukommen: „Nirgendwo sonst in Deutschland werden so viele Kartoffeln angebaut. Doch es zählt nicht nur Masse, sondern auch Klasse!“
Die Kartoffel hat als viertwichtigstes Nahrungsmittel der Welt eine solche Fülle von klimatischen und räumlichen Anpassungen hervorgebracht, weshalb wir angesichts des Klimawandels einen Sortenverlust nicht akzeptieren können. Genau darauf zielt das Projekt von HelpAge, indem es auf die Bedeutung angesichts von Klima- und Nahrungskrisen aufmerksam macht, die Kartoffel als Bereicherung des Essensangebotes bewusst macht sowie die Erzeugung und Verarbeitung der Knollen näher bringt.
Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung unterstützte die Projekte in Niedersachsen und Peru mit insgesamt 68.000 €. Weitere umfangreiche Fördermittel stammten von der Deutschen Bundesumweltstiftung (DBU). „Ohne Vielfalt und Abwechslung auf dem Teller gibt es kein gutes Essen“ unterstreicht Karsten Behr die Bedeutung des Projektes aus Sicht der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung. Lutz Hethey freut sich über die auf dem Hof Kolkmeier stattfindende Auszeichnung: „Dass die Auszeichnung auf einem der Höfe erfolgt, mit dem über die Nachfolgeinitiative „Kartoffeln wachsen nicht im Keller“ der Soroptimistinnen Osnabrück kooperiert wird, ist eine erfolgreiche Staffelübergabe an das Folgeprojekt.“